Mitarbeiter sollen mehr Verantwortung übernehmen – das ist inzwischen ein Kernanliegen von vielen Führungskräfte und vielleicht auch Ihres. Die meisten Chefs haben inzwischen gemerkt, dass sie sich und dem Unternehmen keinen Gefallen tun, wenn sie an der klassischen Aufteilung „ Manager denkt, Mitarbeiter führt aus“ festhalten. Spätestens wenn Sie agile Methoden oder andere New-Work-Ansätze einführen wollen, brauchen Sie Mitarbeiter, die eigenverantwortlich handeln wollen.
Nur: Was lässt sie Verantwortung übernehmen und eigenständig handeln? Dafür gibt es (mindestens) eine unabdingbare Voraussetzung …
Niemals ohne
Diese Voraussetzung heißt „Augenhöhe“. Der Grund dafür ist einfach: Ihre Mitarbeiter werden nur dann Verantwortung übernehmen, wenn sie Ihnen vertrauen und vollständig anerkannt werden. Ansonsten werden sie Ihnen immer wieder die Verantwortung zuschieben, um auf der sicheren Seite zu sein.
Jeder geht mit jedem fair und respektvoll um. Wahrscheinlich haben Sie von diesem Prinzip bereits gehört: Viele meiner Kunden kennen es jedenfalls. Und sie sagen mir: „Peter, das tue ich doch schon: Ich bemühe mich sehr, mit jedem meiner Mitarbeiter auf sehr ordentliche Weise zu sprechen. Aber irgendwie klappt das mit der Verantwortung trotzdem nicht.“
Augenhöhe auf kopfisch
Ich glaube ihnen gerne, dass sie den rationalen Entschluss gefasst haben, ihren Mitarbeitern respektvoll zu begegnen. Das ist ein sehr guter erster Schritt, doch er reicht nicht. Er führt noch nicht zu echter Augenhöhe.
Lassen Sie mich Ihnen den Unterschied zwischen der Augenhöhe, die rein vom Kopf gesteuert ist, und echter Augenhöhe an einem Beispiel verdeutlichen:
Stellen Sie sich vor, der CEO der Firma läuft jeden Morgen am Pförtner vorbei. Der oberste Chef hat verstanden, dass auch dieser einfache Mitarbeiter gesehen werden möchte – also grüßt er diesen freundlich. Und der Pförtner denkt: „Das ist aber nett, dass der mich grüßt.“ Der Mann fühlt sich gut behandelt, doch eine persönliche Beziehung entsteht dadurch nicht: weder von Seiten des CEO noch von Seiten des Pförtners.
Augenhöhe in echt
Bleibt der CEO dagegen auch mal stehen und bemerkt so etwas wie: „Ach, Sie haben den Bart abgenommen. Das steht Ihnen sehr gut. Vielleicht sollte ich das auch mal machen“, verändert sich etwas: Der Pförtner fühlt sich als Mensch wahrgenommen. Der Chef zeigt persönliches Interesse und tritt in Beziehung.
Große Führungspersönlichkeiten verstehen es, Kopf und Herz zu vereinen und ihren Mitarbeitern auf echter Augenhöhe zu begegnen. Für solche Vorgesetzte stehen die Mitarbeiter auch gerne eigenverantwortlich ein. Das macht den Unterschied.
Wenn ich dieses Beispiel erzähle, schüttelt manch ein Kunde den Kopf und erwidert stirnrunzelnd: „Ja, heißt das jetzt, dass wir uns vor jedem Meeting erst einmal in den Arm nehmen und den Kopf ausschalten müssen?“
Vollen Herzens
Natürlich geht es nicht darum, dass Sie ab jetzt mit jedem kuscheln. Es geht um Ihre Haltung – und dass Sie als Führungskraft mit der Herstellung von echter Augenhöhe vorangehen. Geben Sie Ihren Mitarbeitern einen Vertrauensvorschuss, sowohl auf der menschlichen als auch auf der beruflichen Seite. Machen Sie im wahrsten Sinne des Wortes Platz, damit sich Ihre Mitarbeiter ausprobieren und lernen können. Preschen Sie z.B. nicht stets mit Lösungsvorschlägen voraus, auch wenn Sie derzeit noch aufgrund Ihrer Erfahrung schnell gute Lösungen liefern können: Wie sollen Ihre Mitarbeiter lernen, selbst Lösungen zu erarbeiten und die Verantwortung dafür zu übernehmen, wenn Sie es automatisch immer noch selbst tun?
Echte Augenhöhe heißt auch, dass Sie sich trauen, Ihren Mitarbeitern zu vertrauen und sie in ihrem Wachstum zu unterstützen. Das nehmen diese sehr wohl wahr und belohnen Ihr Handeln, indem sie endlich selbst mit vollem Herzen und voller Verantwortung einsteigen.