Wie Sie echt „echt“ sind und was das Ihnen und Ihrem Unternehmen bringt

Erfolgreich und wahrhaftig bleiben: Tipps für Selbständige und Unternehmer

Frank ist Projektleiter in einem mittelständischen Unternehmen. Gerade erst hat er die Verantwortung für ein neues Projekt übergeben bekommen, mit den typischen Vorgaben zu Zeit, Budget und Ergebnis. Er merkt jedoch schnell: Weder mit Zeit noch mit Geld kommt er hin, wenn er das vorgegebene Ergebnis liefern soll.

Was denken Sie, sollte Frank tun? Er könnte ehrlich sein und sagen, dass es so nichts wird. Vielleicht hat er sogar gut Vorschläge. Aber: Ist es nicht immer wieder verblüffend, wie Realität geleugnet und diesbezüglich gut gemeintes Feedback einfach weggewischt wird? Das kennen Sie sicher aus Ihrem Unternehmen.

„Nein“, denkt er sich also, „spielen wir lieber das allseits bekannte Spiel.“

Die Echtheit ist nicht erwünscht

Schließlich liegt die Verantwortung für das Projekt bei ihm und das Management will nicht schon zu Beginn hören „das wird nicht funktionieren“. Wichtig ist nur, dass er nicht zum Schuldigen gemacht wird. Also fängt er jetzt einfach mal an, und schreibt dann in seine Statusberichte eben nach und nach das rein, was er von vornherein erahnte: Uhhh, das wird zeitlich knapp, und ooohh, da fehlen mir zwei Leute … Kurz: Es geht wertvolle Zeit verloren und Geld wird verschenkt, bis das Problem  dann nachweislich offensichtlich wird. 

Diese Situation zeigt ein Problem auf, dass in vielen Unternehmen herrscht, und das Sie vielleicht aus Ihrem eigenen kennen: Die Allerwenigsten, Mitarbeiter wie Führungskräfte, dürfen wirklich echt sein. Sie passen sich den Erwartungen an und verstellen sich. Sie verheimlichen Dinge oder sagen etwas, dass sie so eigentlich gar nicht meinen. Sie entfernen sich von sich selbst und sind nicht mal zu sich selbst ehrlich. Und das aus verschiedenen Gründen.

Das schwarze Schaf

Mitarbeiter in Unternehmen sind nicht echt, weil das System ihrer Organisation dieses Verhalten negativ sanktioniert. Daraus entsteht Angst, Verantwortung zu übernehmen. Oder auch Angst, ihren Job zu verlieren, wenn sie die Erwartungen der Vorgesetzten nicht erfüllen. 

Das kennen Sie sicher von sich selbst: Wirklich das zu sagen, was Sie denken, ganz ehrlich und offen, ist gar nicht so leicht. Sie wollen ja keinen Ärger verursachen, oder irgendwo anecken und das schwarze Schaf sein. Und sie wissen genau, ob das gewollt ist oder nicht! Nein, Sie wollen dazugehören und werden deshalb brav die Erwartungen anderer erfüllen. Also sagen Sie eben hier und da mal nicht ehrlich, was Sie denken. Das zwingt Sie jedoch, unecht zu sein und im schlimmsten Fall werden sie darüber krank. Aber was bedeutet es eigentlich, „echt“ zu sein?

Echt „echt“

Echt sind Sie, wenn Sie sich selbst glauben. Können Sie in den Spiegel schauen und ehrlich mit sich selbst sein? Sind Sie bei sich, bei Ihren Werten? Sind Sie selbst das, was Sie von anderen erwarten? Die Antworten auf diese Fragen zeigen Ihnen, ob Sie echt sind. Stichwort Selbstreflexion. Und in den allermeisten Fällen, wissen sie das auch.

Aber was heißt das nun für Sie als Führungskraft? Was können Sie tun, damit es ihren Mitarbeitern zumindest in Ihrem Verantwortungsbereich möglich ist, echt sein zu können? Natürlich ist niemand automatisch zu jeder Zeit echt. Es gibt immer wieder Situationen, in denen Sie sich etwas von sich selbst entfernen. Trotzdem hat es, besonders im Unternehmensumfeld, große Vorteile für Sie als Führungskraft, nicht nur selbst ehrlich und echt zu sein, sondern insbesondere Ihren Mitarbeiter einen geschützten Raum anzubieten, in dem sie ernst genommen und gehört werden – eben echt zu sein. 

Hören Sie hin

Die Realität können Sie nicht umgehen oder ignorieren – tun Sie es also nicht! Hören Sie auf Ihre Leute. Hat jemand das Gefühl „Es geht nicht, weil …“, dann hören Sie hin. Und geben Sie Ihren Mitarbeitern das Gefühl, dass Sie sie wirklich hören wollen und als Mensch ernst nehmen. Das Sie niemanden vom Hof jagen, der mutig berechtigte Einwände vorbringt. 

Denn es ist ja so: Alles, was Sie nicht offen mit Ihren Mitarbeitern besprechen, fällt nicht einfach unter den Tisch. Sondern es wird beim Kaffee in der Mittagspause, beim Feierabendbier oder auf dem Flur diskutiert. Dort, wo Sie keine Einwirkung mehr darauf haben und dafür sorgen können, dass durch Halbwissen und Frust kein schräges Bild entsteht. 

In dem Sie selbst echt sind, dämmen Sie also die Gefahr und die Macht des Flurfunks ein. Sie machen Themen handelbar und diskutierbar. Risiken werden für Sie sichtbar, wenn Ihre Mitarbeiter auch echt sein dürfen. So können Sie diese Risiken erkennen und vermeiden, bevor es zu spät ist. 

Sie als Führungskraft müssen jedoch den ersten Schritt machen. Reichen Sie Ihren Mitarbeitern die Hand und bringen Sie echt und glaubhaft rüber, dass es auch für Ihr Team okay ist, offen und ehrlich zu sein. 

Glauben Sie mir: Auch wenn Echtheit erst mal unangenehm, anstrengend und  herausfordernd sein kann – sie erspart Ihnen auf Dauer eine Menge Probleme.