Angst ist kein Tabu, sondern Ihr Sprungbrett

Erfolgreich und wahrhaftig bleiben: Tipps für Selbständige und Unternehmer

Wenn Kinder zugeben, dass Sie Angst im Dunklen haben oder sich vor Clowns fürchten, schmunzeln wir, zeigen empathisch Verständnis und akzeptieren es ohne mit der Wimper zu zucken. Bei Erwachsenen gestaltet sich die Sache schon etwas schwieriger: Höhenangst, Klaustrophobie, Angst vor Spinnen – alles noch nicht so das Thema, aber schon peinlich – oder? Doch wenn Führungskräfte zugeben, dass sie Angst haben, ihre Macht abzugeben, kommen wir an eine Grenze, die für viele Entscheider an ihrem Selbstbild kratzt und ihnen das Leben entscheidend schwerer macht.

Und das, obwohl Ihr Leben echt einfach sein könnte, wenn Sie diese Angst annehmen, überwinden und schließlich loslassen würden. 

Die Großen ganz klein?

Wenn wir betrachten, wer in der noch immer verbreitet hierarchischen Welt für Führungspositionen in Frage kommt, dann wird uns schnell klar: Das sind Menschen, die sich durchsetzen können, die Entscheidungen treffen und andere Menschen „führen wollen“. Das war auch Jahrzehnte lang so normal, dass sich niemand wirklich Gedanken darüber gemacht hat. Es gibt eben eine Elite und darunter dann die Mitarbeiter. Die Zeiten haben sich inzwischen drastisch geändert und deshalb ist es kein Wunder, dass regelmäßig Menschen Unternehmen verlassen wollen, um in Organisationen zu arbeiten, die mit Mitarbeitern „auf Augenhöhe“ arbeiten wollen.

Doch warum ist es für viele Entscheider so schwer, Macht abzugeben? Menschlich kann ich es absolut verstehen, wenn Führungskräfte an ihrer Position festhalten. Denn stellen Sie sich vor, Sie sind Abteilungsleiter: Wenn Sie jemandem erzählen, wer Sie sind, dann kommen Sie schnell auf Ihre Position zu sprechen und sagen: „Ich bin Führungskraft und leite ein Team aus 15 Mitarbeitern.“ Das macht einen Teil Ihrer Identität aus. 

Neue Arbeitswelt – neue Identität

Macht, Status und entsprechend wohlklingende Stellenbezeichnungen üben nach wie vor ihren Reiz aus und werden direkt auf die Person projiziert, die diese Position innehat. Das gibt man nicht so schnell ab, zudem wenn keine echte Alternative erkennbar ist. Wenn Sie diese Macht also nun abgeben – sollen oder wollen –, benötigen Sie einen Ersatz dafür. Das macht Angst, denn da ist plötzlich eine klaffende Lücke Ihrer Identität. Und das ist absolut natürlich.

Fakt ist jedoch, dass diese Art von Führung heute immer schlechter funktioniert. Konkurrenzfähige, robuste und flexible Unternehmen müssen Macht dezentralisieren, damit sie passgenauer und schneller auf Überraschungen des Marktes reagieren können.

Was zeichnet Sie nun in Ihrer neuen Rolle als Führungskraft aus? Sie wissen um die Angst, erkennen sie an – und sind bereits damit einen Schritt über sie  hinausgegangen. Das Loslassen der Angst oder zumindest der Wille, die Angst zu überwinden, ist nach meiner Erfahrung die Voraussetzung, dass Ihre Mitarbeiter Vertrauen in Ihre Veränderungsfähigkeit haben und selbst anfangen können, Verantwortung zu übernehmen. Wenn Sie dann konsequent weitergehen, werden Sie erleben, welche neue Identität sich nun entfaltet – und glauben Sie mir, das lohnt sich!

Gemeinsam echt groß

Wie bei vielem ist es auch hierbei wichtig, dass Sie einen Sparringspartner haben. Im Idealfall sind Sie in der Lage, diese Schritte mit Ihren Mitarbeitern gemeinsam zu gehen. Dabei geben Sie offen und ehrlich zu: „Dieser Wechsel und Umschwung ist nicht einfach für mich. Ich möchte euch bitten, mich dabei zu unterstützen und auch mal nachsichtig zu sein.“ Durch Ihre Echtheit und Ehrlichkeit können in Ihrem Team überhaupt erst Vertrauen und Augenhöhe entstehen. Wenn Sie sich diese Schritte noch nicht allein zutrauen, suchen Sie sich einen Berater, der Sie auf diesem Weg begleitet. Der Sie begleitet und mit Ihnen einen Raum für Veränderungen schafft, in dem Tag für Tag mehr Vertrauen zwischen Ihnen und Ihren Mitarbeitern entsteht.

Auf diese Weise erreichen Sie etwas, das den entscheidenden Unterschied zwischen Erfolg und Misserfolg in diesen Zeiten ausmacht: eingeschworene, autonome Teams, die sich vorgenommen haben, gemeinsam Olympiasieger werden zu wollen – und zu können!